Die Anne-Frank-Schule hat einen Schulhund!

Seit März 2017 hat die Anne-Frank-Schule nun offiziell einen zertifizierten Schulhund.

Unseren Schulhund finden Sie in unserem neuen Imagefilm.

Entdecken Sie die charmante Seite von „Merlin”.

Die Ausbildung zum zertifizierten Schulhund dauert lange und ist sehr vielfältig. Es wird nicht nur der Hund, sondern auch der Halter/Lehrer ausgebildet. Im Februar 2017 haben Frau Paul und Merlin die Ausbildung mit bestandener Prüfung als Schulhundteam erfolgreich abgeschlossen.

Im März haben die Schulgremien dem Einsatz von Merlin als Schulhund zugestimmt.

Merlin ist ein zweijähriger (*16.01.2015), kastrierter Australian Shepherd Rüde. Vom Wesen her ist er ein intelligenter und aufmerksamer Hund mit großem „will to please“. Er ist stets begierig darauf Neues zu lernen. Darüber hinaus ist er sehr verschmust und lässt sich gerne streicheln. Merlin sucht von sich aus Kontakt zu den Schülern, zieht sich aber auch zurück, wenn er seine Ruhe haben möchte.

Seit er fünf Monate alt ist, besucht er den Unterricht. Er wird zurzeit an drei bis vier Tagen in der Woche für jeweils zwei – vier Stunden eingesetzt. Von der Förderstufe bis zur Klasse 10 der Realschule besucht er verschiedene Klassen. Daraus ergeben sich auch vielfältige Einsatzmöglichkeiten für Merlin.

Merlins Ausbildung begann zunächst ganz regulär an der örtlichen Hundeschule (Fritzlar/Bad-Wildungen) mit der Welpengruppe und den anschließenden Junghunde Erziehungsgruppen. Nach einem Jahr schloss sich dann die Ausbildung zum Begleithund bei der IRJGV- Ortsgruppe Fritzlar an, die wir im Oktober 2016 dann erfolgreich mit der Begleithundeprüfung abschlossen. Der Halter muss hierbei eine schriftliche Prüfung, den Sachkundenachweis, erbringen, bevor dann Halter und Hund auf einem Parcours auf ihre Zusammenarbeit geprüft werden, sowie Grundkommandos und Gehorsam beim Hund bewertet werden. Im November folgte dann noch ein Erste-Hilfe-Seminar am Hund in unserer Tierarztpraxis Schwering in Fritzlar.

Parallel zur Ausbildung an der Hundeschule startete im Januar 2016 die offizielle Ausbildung zum Schulhund bei Schnauzenwelt-geht-in-die-Schule. Die Hundeschule Schnauzenwelt wird von Nora Hecker-Meßmann geleitet und kooperiert mit Grit Philippi, der Konrektorin der Peter-Härtling-Schule in Riedstadt und ausgebildeten Schulhundtrainerin. Hierbei handelt es sich um die einzige Ausbildungsmöglichkeit in Hessen, die speziell auf Schulhunde zugeschnitten ist. Die Seminare finden immer mit Hund an verschiedenen Schulen im Rhein-Main-Gebiet statt. Inhalte sind rechtliche Rahmenbedingungen, Beschwichtigungssignale beim Hund, Stress (beim Hund) erkennen und vorbeugen, tierärztliche Unterweisung Physis und Psyche des Hundes und natürlich der Einsatz des Hundes im Unterricht.

Die Ausbildung ist sehr vielfältig und anspruchsvoll. Im Februar 2017 legten wir dann die Abschlussprüfung erfolgreich ab. Sie besteht aus einer praktischen Prüfung, bei der eine Unterrichtsstunde mit Hund durchgeführt und theoretisch fundiert schriftlich vor- und nachbereitet werden muss, sowie einer schriftlichen Sachkundeprüfung über die Inhalte der Ausbildung.

Aktuell sind 313 Schulen deutschlandweit beim Schulhundweb registriert.
Die Anne-Frank-Schule hat nun mit Merlin und Frau Paul ein geprüftes und zertifiziertes Schulhundeteam, welches auch offiziell im Schulhundweb registriert ist.

Mit dem erfolgreichen Abschluss der Ausbildung beginnt nun aber erst der eigentliche Einsatz von Merlin im Unterricht. Die Möglichkeiten sind vielfältig und werden immer weiterentwickelt.
Als Mitglied im Schulhundweb ist eine jährliche Fortbildung ebenfalls verpflichtend.

Merlin unterstützt die Lehrer bei ihrer pädagogischen Arbeit mit den Schülern. Die inhaltliche Gestaltung des hundegestützten Unterrichts variiert dabei je nach Klassenstufe und Schülern erheblich. Merlin wird nur im Unterricht von Frau und Herrn Paul eingesetzt. Besuche in anderen Klassen erfolgen nach Absprache nur zusammen mit Frau Paul.

Die folgende Beschreibung zum Einsatz im Unterricht ist der aktuelle Stand. Der Einsatz für Merlin wird sicherlich in den nächsten Jahren weiterentwickelt werden. Dies ist abhängig davon, dass die jetzigen 6. Klässler Merlin schon kennen und in der zukünftigen Mittel- und Abschlussstufe sicher schon anders mit ihm kooperieren können, als dies bisher der Fall ist.

Weiterhin ist der Einsatz natürlich vom Stundenplan und den zu unterrichtenden Klassen abhängig, so ist z.B. für das neue Schuljahr die Einrichtung einer Schulhund-AG geplant.

Nach einer theoretischen Einführung über Hunde, ihre Bedürfnisse und ihr Verhalten lernen die Schüler Merlin im Unterricht kennen. Er ist zunächst nur im Unterricht anwesend, wird aber beobachtet und dann beim Thema Haustiere/ vom Wolf zum Hund näher betrachtet.

Die Schüler lernen hier durch den Umgang mit dem Hund zuerst Regeln im Umgang miteinander einzuhalten und die Bedürfnisse anderer wahrzunehmen und zu berücksichtigen. Denn wenn der Hund anwesend ist, gelten spezielle Regeln, an die sich die Schüler gerne halten und auch gegenseitig ermahnen z.B. leise zu sein, nicht einfach im Unterricht rum zu laufen, die Klasse sauber zu halten, damit Merlin nichts frisst was schädlich für ihn wäre, Mitschüler ausreden lassen, damit es nicht zu laut wird und der Hund durch viele verschiedene Lärmquellen verunsichert wird. Nach und nach können sich die Schüler aktiver mit dem Hund beschäftigen, ihn streicheln, ihm kleine Aufgaben stellen und Leckerlis geben.

Neben der erhöhten fachlich-inhaltlichen Motivation zum Lernen hat sich gezeigt, dass besonders der Einsatz von Merlin zu einer Stärkung der Klassengemeinschaft, einer Weiterentwicklung des „Wir-Gefühls“ und starker Empathie Bildung der Schüler beiträgt.

Auch im persönlichen Bereich machen die Schüler erhebliche Fortschritte. Selbst zunächst ängstliche Schüler trauen sich nach einiger Zeit, Merlin anzufassen oder sogar eine „Mutprobe“ (Merlin Leckerlis vom eigenen Körper fressen zu lassen) zu absolvieren. Für besonders zurückhaltende Schüler gibt es spezielle Übungen, die einen direkten Kontakt mit Merlin vermeiden (Schnüffelteppich etc.), so dass sich auch diese Schüler trauen in Interaktion mit dem Hund zu treten. Die Schüler werden selbstbewusster und lernen, ihre Handlungen und die der Mitschüler, zu reflektieren und in Beziehung zur Reaktion des Hundes zu setzten. Auch Ängste vor fremden Hunden können so reduziert und ein angemessener Umgang mit diesen angebahnt werden.

Merlin ist bisher in der siebten und achten Klasse der Hauptschule einmal in der Woche im Nawiunterricht anwesend.
Hier wird vor allem auf die stressreduzierende Wirkung durch die bloße Präsenz des Schulhundes gesetzt. In den Hauptschulklassen sitzen viele Jungen mit ADHS. Merlin sucht sich erstaunlicher Weise speziell diese Jungen aus, legt sich zu ihnen unter den Tisch oder an die Seite und lässt sich ausgiebig über längere Zeit streicheln. Das beruhigt die Schüler sehr, sie können sich im Unterricht besser konzentrieren und fallen nicht mehr durch laute Störungen oder hyperaktives Verhalten auf, der Lernerfolg steigt. Anscheinend befriedigt Merlin hier Bedürfnisse nach Kontakt und Nähe, die die Schüler so nicht zugeben würden. Ihr Selbstbewusstsein wird gestärkt, der Hund mag den Schüler ohne Vorbehalte und schenkt ihm in der Klasse seine Aufmerksamkeit. Der Schüler muss so nicht mehr lautstark nach Aufmerksamkeit schreien, im Gegenteil, die anderen beneiden ihn eher um seinen Kontakt zum Hund.

Zur weiteren Stärkung des Selbstbewusstseins der Schüler tragen dann kleinere Übungen mit Merlin bei, in denen sie dem Hund ein Kommando geben (Sitz, Platz, Pfötchen etc.) und ihn anschließend mit Leckerlis belohnen können. Auch hier fördert eine anschließende Reflexion der Übung dann die Empathie beim Schüler.
Die gesamte Lernatmosphäre wird durch die Anwesenheit von Merlin freundlicher, lockerer, für alle (auch die Lehrerin) entspannter und somit auch effektiver.

In den Abschlussklassen wird die Interaktion zwischen Hund und Schülern weiter ausgebaut. Die Bedürfnisse des Hundes rücken hier stärker in den Vordergrund.

Die Schüler entwickeln selbstständig Übungen für einen Parcours mit Merlin, an dem sie aktiv beteiligt sind. Selbstständiges Lernen steht hierbei im Vordergrund. Übungen auf dem Schulhof werden in dieser Phase häufiger durchgeführt. Die Schüler werden spielerisch zur Bewegung an der frischen Luft animiert, das ist wichtig, da die Abschlussklassen die Pausen sonst immer im Klassenraum verbringen. Es hat sich gezeigt, dass nach einer aktiven Bewegungseinheit mit Merlin auf dem Schulhof die Lernmotivation und Effizienz wieder steigen.
Auch in den Abschlussklassen muss noch Wert auf Soziales Lernen gelegt werden.

Der Umgang untereinander kann durch die Beschäftigung mit dem Hund konfliktfreier werden. Empathie ist weiterhin ein wichtiges Lernziel, Empathie für Menschen und für Tiere. Im Unterricht werden dann dazu in der 10. Klasse die Themen „Tierversuche, Massentierhaltung“ in Ethik und Religion behandelt.

Merlin selbst hat seit seinem ersten Hineinschnuppern in den Unterricht viel dazu gelernt, er ist ruhiger und beherrschter geworden. Er scheint stets mit Freude in die Schule zu kommen und im Unterricht anwesend zu sein. Allerdings merkt man ihm nach 2-3 Stunden mit aktivem Einsatz im Unterricht an, dass er nun Ruhe braucht. Merlin wird dann zu Fuß nach Hause gebracht, damit er sich erst einmal etwas austoben kann. Anschließend schläft er sich aus, bis wir wieder da sind.

Merlin als Schulhund an unserer Schule zu haben, hat sich für alle Beteiligten als positiv gezeigt. Die Lernbedingungen haben sich in den betreffenden Klassen signifikant verbessert. Merlin leistet mit seinem Einsatz im Unterricht so einen wichtigen Beitrag zur Erziehung und Bildung unserer Schüler. Es ist stets eine Freude ihn im Unterricht dabei zu haben.

In Zukunft soll Merlin noch auf vielfältige Weise eingesetzt werden. Dazu werden wir das Konzept und die Übungen weiterentwickeln und evaluieren.